Im Umweltschutz liegt eine echte Chance: Erneuerbare Energien lohnen sich für den Betrieb, ihr Bau generiert dem Handwerk aber auch neue Aufträge.
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Im Umweltschutz liegt eine echte Chance: Erneuerbare Energien lohnen sich für den Betrieb, ihr Bau generiert dem Handwerk aber auch neue Aufträge.

HWK-Umweltberater Raimund Schiebel zeigt im Interview auf, was für Handwerker wichtig istUmweltschutz - Chance oder bürokratische Belastung?

Laut einer bundesweiten Umfrage bezeichnet fast die Hälfte aller befragten Handwerksbetriebe Umweltschutz als einen gesellschaftlichen Auftrag für jeden Einzelnen. Fast 23 Prozent sehen darin aber auch eine Belastung. Raimund Schiebel, der neue Beauftragte der Handwerkskammer für Innovation und Technologie mit Schwerpunkt Umwelt und Energie mit Sitz in Schwandorf, weiß, wo die Chancen für Handwerker liegen und auf was sie sich in Zukunft besser einstellen sollten.

Die Handwerkskammer führt jährlich rund 300 Energie- und Umweltberatungen durch. Mit welchen Themen haben Sie als Umweltberater im Handwerk zu tun?

Der Themenbereich Energie- und Umweltschutz ist sehr groß. Um ein paar Beispiele zu nennen: Wir sind viel in Kontakt zu Betrieben zu den Bereichen Abfall- und Entsorgung, Energieberatung, Energieeinsparung, Lärm- und Geruchsemmissionen oder auch Wasser- und Abwasserthemen.

Umweltschutz – Chance oder bürokratische Belastung für Betriebe? Was sagen Sie dazu?

Wie so oft ist es beides. In vielen Bereichen des Handwerks eröffnen sich neue Arbeitsfelder, wie beispielsweise durch das Gebäudeenergiegesetz. Daraus resultieren Aufträge, mitunter bei der Erneuerung von Heizungen oder beim Einsatz modernen und umweltschonender Dämmstoffe. Mühsam allerdings kann es bei den zugehörigen Förderantragen werden. Manchmal ist es so kompliziert und zeitaufwändig, dass Handwerker sogar auf Anträge und Fördergelder verzichten.

In Sachen Energiesparen und Umweltschutz bewegt sich in den letzten Jahren ja einiges. Doch kleinere Betriebe tun sich oft schwer. Warum lohnt es sich trotzdem zu investieren?

Für die Umwelt lohnt es sich immer. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist zudem entscheidend, ob die Investition hinsichtlich Förderungen sowie Energieeinsparung passt und somit rentabel ist. Eine rein ideelle Investition in den Umweltschutz ist weder sinnvoll noch nachhaltig. Am Ende eines gewissen Zeitraums sollte eine schwarze Null stehen. Oder besser noch: Geld übrig bleiben.

Wo verstecken sich die meisten Energieschlucker und Umweltsünden im Betrieb?

Je nach Branche und Betriebsgröße stellen Druckluftbedarf, Kältebedarf und Wärmebedarf die größten „Energieschlucker“ dar. Meistens kann hier ohne große Mühe eingespart werden. Es lohnt sich, mal genauer hinzuschauen. Ein Beispiel: Ein Druckluftnetz mit einer Leckage von einem Millimeter hat in etwa 75 Liter pro Minute Druckluftverlust. Das wiederum verursacht Kosten in Höhe von rund 450 Euro pro Jahr. Da löst sich das Geld im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auf.

Abläufe und Prozesse im Betrieb zu ändern, das ist zunächst oft mit Kosten verbunden. Gibt es Förderprogramme für Handwerker?

Je nach Region gibt es verschiedenste Fördermöglichkeiten. Um den Einzelfall zu prüfen, macht es Sinn einen Energieberater hinzuzuziehen, auch um den besten Weg zu finden. Kühlzellen zum Beispiel sind nämlich über mehrere Wege förderbar, entweder auf Basis der eingesparten Menge an CO2 oder hinsichtlich des Einsatzes innovativer Kältemittel. Wichtig dabei: immer erst Förderungen beantragen und dann erst mit der Maßnahme beginnen.

Der Klimawandel fordert die Wirtschaft, sich anzupassen. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das ostbayerische Handwerk in den kommenden Jahrzehnten?

Der Klimawandel stellt einen gesellschaftlichen Auftrag dar, der alle betrifft – auch das ostbayerische Handwerk. Besondere Herausforderungen werden auf energieintensive Betriebe wie Metzgereien, Bäckereien, Brauereien und viele mehr zukommen. Denn, wie jeder zu Beginn des Jahres an den Tankstellen gemerkt hat, ist die CO2-Steuer und Bepreisung nun ein Fakt. Der pro Liter fossilen Energieträgers erhobene Betrag liegt derzeit bei etwa 7 bis 8 Cent, Tendenz steigend. Im Jahr 2025 dann, steigt der Preis auf 55 Euro je Tonne verursachtem CO2. Eine Teuerung der Energiekosten bedeutet gleichzeitig eine Teuerung der Produkte aus dem Handwerk. Was den Betrieben jetzt bleibt um konkurrenzfähig zu bleiben, ist rechtzeitig in erneuerbare Energieträger zu investieren.

Außer bei Ihnen, wo finden Betriebe noch Unterstützung beim Thema Umweltschutz?

Eine gute Anlaufstelle bieten hier die Bayerischen Energieagenturen und das Bayerische Landesamt für Umwelt.

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