Jacob Horsch, der Geschäftsführer der Brauerei zum Kuchlbauer in Abensberg.
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„Ein Betrieb ist nicht dazu da, um sich persönlich zu bereichern“, davon ist Jacob Horsch, Geschäftsführer der Brauerei zum Kuchlbauer in Abensberg überzeugt

Klimapreis des Landkreises KelheimEhrliches Wirtschaften und gelebte Nachhaltigkeit

Die Brauerei zum Kuchlbauer in Abensberg blickt auf eine über 700-jährige Geschichte zurück. Gegründet um das Jahr 1300, ist sie seit mehr als einem Jahrhundert im Besitz der Familien Salleck und Horsch. Heute führt Jacob Horsch den Traditionsbetrieb in neunter Generation. Auf die Frage, wie sich kleine und mittelgroße Brauereien in Zeiten zunehmender Schnelllebigkeit und Marktkonzentration behaupten und wachsen können, hat der 32-Jährige eine klare Antwort: „Ehrliches Wirtschaften.“ Für Horsch bedeutet das, eine Haltung zu haben – und diese als Unternehmer in allen Bereichen konsequent zu leben. Mit seinem Einstieg in die Geschäftsführung vor über zehn Jahren und der Betriebsübernahme 2018 hat er deshalb mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit dem Unternehmen eine neue Ausrichtung gegeben. Dass es dem Braumeister dabei um mehr als ein Trendwort geht, zeigt das neu errichtete Logistikzentrum der Brauerei, das im letzten Jahr fertiggestellt wurde – es soll das erste klimapositive Logistikzentrum Bayerns werden. Dafür wurde die Brauerei Kuchlbauer jüngst mit dem Klimapreis des Landkreises Kelheim ausgezeichnet.

„Spezialisten leisten etwas Besonderes“

Eigentlich steckte Jacob Horsch noch mitten im Studium zum Diplom-Braumeister an der TU München / Weihenstephan, als er 2014 unerwartet und schneller als geplant mit 22 Jahren den Betrieb übernommen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits sieben Brauereipraktika absolviert. Nach seinem Einstieg durchlief er zunächst eine Ausbildung im Familienbetrieb, bevor er anschließend den Braumeister an der Doemens-Akademie in München abschloss. Von seinem Vater übernimmt Horsch einen Betrieb, der sehr gut dasteht – nicht nur einer guten Betriebsführung wegen, sondern auch aufgrund einer klugen Ausrichtung und Marketingstrategie. Schon 1969 spezialisiert sich das Unternehmen ausschließlich auf das Brauen von Weißbier. „Das war damals die Philosophie: Spezialisten leisten etwas Besonderes“, so Horsch. Einzigartig ist auch die Verknüpfung zu Kunst und Kultur. Der Kuchlbauer Turm geplant vom weltbekannten Künstler Friedensreich Hundertwasser ist Wahrzeichen der Brauerei und kurbelt den regionalen Tourismus an. „Wir haben hier immer versucht den Menschen nicht nur ein Getränk, sondern auch ein besonderes Erlebnis zu bieten, das nachhaltig im Gedächtnis bleibt und das auch zum Nachdenken anregt.“

Drei Säulen der Nachhaltigkeit

Auch heute fußt das Unternehmen – ebenso wie das gesamte Marketing – auf einem klar durchdachten Konzept und auf einer persönlichen Überzeugung Horschs. Die Brauerei wirtschaftet konsequent nach den drei Säulen der Nachhaltigkeit: sozial, ökonomisch und ökologisch. Seit 2017 erzeugt Kuchlbauer seinen gesamten Strom selbst – über eigene Photovoltaikanlagen. Regionalität wird in allen Bereichen konsequent umgesetzt. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit liegt bei fast zwölf Jahren, und auch die ökonomischen Ziele sind langfristig angelegt. „Alles, was wir erwirtschaften, geben wir wieder in die Brauerei zurück – das habe ich von meinen Eltern so mitbekommen“, sagt Horsch. „Ein Betrieb ist nicht dazu da, um sich persönlich daran zu bereichern.“ Auch das neue Logistikzentrum folgt diesen Prinzipien. Es arbeitet klimaneutral, die Energieversorgung erfolgt vollständig über Photovoltaikanlagen, überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist. Für die Mitarbeitenden wurden großzügige Erholungsflächen und Aufenthaltsräume geschaffen – ein Pluspunkt, der sich auch wirtschaftlich bemerkbar macht. Gerade in der Logistik sei es schwer, neues Personal zu finden, erzählt Horsch. Durch das neue Zentrum erhalte man inzwischen zwei bis drei Initiativbewerbungen pro Woche. Das große Investment sei nicht auf kurzfristigen Profit ausgelegt, sondern zahle sich langfristig aus – davon ist er überzeugt: „Wir möchten damit zeigen, dass es auch anders geht.“

Handwerk stark digitalisiert

Viele Jahrhunderte und zahlreiche Generationen hat die Brauerei Kuchlbauer in Abensberg bereits überdauert. In dieser Zeit hat sich auch das Brauer- und Mälzerhandwerk stark gewandelt und immer wieder an neue Entwicklungen angepasst. Vieles sei heute digitalisiert – „und das ist auch gut so“, sagt Horsch. Doch trotz aller Technik dürfe das handwerkliche Wissen nicht verloren gehen. „Wir brauchen immer den Menschen dahinter, der mitdenkt und sich selbst helfen kann“, betont er. Um dieses Bewusstsein zu fördern, lernen die Auszubildenden auch das klassische Brauerhandwerk an einer Kleinbrauanlage, die vollständig manuell betrieben wird, kennen. „Wir möchten den Azubis zeigen, dass das Brauen nicht nur am PC stattfindet.“ Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation wird auf diese Weise altes Wissen erhalten: auch das ist gelebte Nachhaltigkeit.

DHZ-Artikel

Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 7. November 2025.

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